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Fotos: Finja Sander
ENKEL:INNEN
Jenny Alten • Elisabeth Fraenkel • Eva Neidlinger • Finja Sander • Lana Svirezheva • Erika Stürmer – Alex
7. September 16 Uhr
Eröffnung ENKEL:INNEN
Es sprechen:
Katja Melzer, Geschäftsführerin Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte – Kulturland Brandenburg
Martin Gorholt, Vorsitzender Kunstverein KunstHaus Potsdam
14. September Tag des offenen Denkmals
9.00 Uhr Treffen Frühstück im KunstHaus
10.00 Uhr Führung Jüdischer Friedhof Potsdam, Puschkinalle 18,
12.30 Uhr Führung Gedenkstätte Lindenstraße, Lindenstraße 54,
14.30 Uhr Führung KunstHaus
15.30 Uhr Kaffeetrinken KunstHaus
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28. September
16 Uhr Ausstellungsführung mit den Künstlerinnen
18 Uhr Vortrag zu transgenerationalen Traumata mit Ulla Michels-Vermeulen mit anschließendem Künstlerinnengespräch
16. Oktober 19 Uhr
Konzert Christine Paté (Akkordeon)
Aus der Konzertreihe re-sonanz in Kooperation mit dem Brandenburgischen Verein Neue Musik e.V.
10. Oktober
12 – 18 Uhr Performance mit der jüdisch-ukrainischen Künstlerin Polina Kutznetsova
18 Uhr Katalogveröffentlichung und -vorstellung
2. November 16 Uhr
Finissage
Sechs jüdische und nicht-jüdische Künstlerinnen verhandeln an gemeinsamen Werken, inwieweit Verstrickung mit Shoah und Nationalsozialismus bis heute persönlich wirkt. Installationen, Malerei und Videoarbeiten nähern sich dem Nicht-Sichtbaren, dem Zurückgezogenen, dem Abwesenden. Risse, Spuren und Blicke zeugen Generationen später von der Lebendigkeit der Vergangenheit in den Enkelinnen. Das Projekt „Enkel:innen“, initiiert von Elisabeth Fraenkel und Jenny Alten, basiert auf ihrer Erfahrung, dass gemeinsam an einer Leinwand zu malen ein Weg des Austausches zwischen einer Nachfahrin von Shoah-Überlebenden und einer Nachfahrin einer NS-Täter:innenfamilie sein kann. Durch das gemeinsame Ausstellungsprojekt erweitern sie ihren Arbeitsraum und erforschen nun mit weiteren vier Künstlerinnen die Möglichkeiten des künstlerischen Aufdeckens.
In den gemeinsamen Gemälden bringt Elisabeth Fraenkel das Zählen gegen sich auflösende Strukturen ein – z.B. der wenigen Möbelstücke ihrer Urgroßeltern in Brasilien, die zu festen Bezugspunkten einer neuen Existenz wurden. Altens Lektüre der Briefe ihres Großvaters, einem Kreishauptmann im Generalgouvernement, und die Verschlungenheit dieser mit ihrer Identität zeigen sich als Windungen auf der Leinwand. Zusammen verschieben sie den Fokus auf transgenerational schwindende Sicherheit, weg von Versöhnungsansprüchen hin zum Aushalten von Ambivalenz.
Eva Neidlingers Installation integriert die Abwesenheit der ursprünglich eingeladenen jüdischen Künstlerin, indem sie die entstandene Leerstelle sichtbar macht. In scheinbar harmlosen Landschaften gräbt sich Neidlinger zu den Spuren von Gewalt und Aneignung. Auf der Suche nach einer Schnittstelle zwischen Geschichte und Vergangenheit verbindet Neidlinger in der Ausstellung Organisches mit videografischen Feldnotizen zu einer Installation.
Im Dialog zwischen Erika Stürmer-Alex und Lana Svirezheva treffen unterschiedliche Sicherheiten aufeinander. Stürmer-Alex’ lebenslange, politisch wache Abstraktion und Svirezhevas tastende Figuration, gespeist von Migration, geteilten Wurzeln und offenen Identitäten. „Gespräche ohne Worte“ nennen sie ihre Malpraxis, in der Unterschiedlichkeit nebeneinander steht. Ein Bericht vom Prozess einer Annäherung.
Finja Sander investierte ihr gesamtes Produktionsbudget in drei Gutscheine fürden Europapark Rust. Der Freizeitpark als performative Allegorie, um deutsche Erinnerungskultur im Kontext von westdeutschen Unterhaltungsshows aus den Nachkriegsjahren, gesellschaftlichen Umbrüchen im Zuge der 68er Bewegung und dem Historikerstreit um Ernst Nolte zu untersuchen.
Ein Leseraum bietet Kontextmaterial und lädt zur vertieften Auseinandersetzung ein. Dort sind Spuren des Prozesses, Bilder, Briefe, Sprachnachrichten der Künstlerinnen, Skizzen sowie kurze Video-Interviews, entstanden bei der gemeinsamen Residenz der Gruppe auf Schloss Wiepersdorf, zu sehen. Diese kleinen persönlichen Gegenöffentlichkeiten zeigen das Ringen der Künstlerinnen auch im Kontext der Konflikte der Gegenwart.
Die Ausstellung fragt: Welche Bilder tragen wir weiter? Wo schauen wir weg, wo halten wir aus? Und wie kann im künstlerischen Prozess Verbindung entstehen? In der Spannung von Nähe und Distanz entstehen hier Bilder und Räume, die das Verdeckte sichtbar machen und das Gegenwärtige nicht glätten.
MAZ vom 22.9.2025
FÖRDERUNG
MBS Mittelbrandenburgische Sparkassen Stiftung
Kulturland Brandenburg
Tolerantes Brandenburg
Schloss Wiepersdorf
MWfK Brandenburg
ProPotsdam